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Pfelling


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Überschwemmung 1941

Pfelling

Der Donaudammbruch bei Sofienhof im Jahre 1941

Nach dem Originalmanuskript von Anton Eidenschink Bauer in Sofienhof – den Zeitzeugen Josef Prebeck Bauer in Entau – Kreszenz Menacher Hausfrau in Pfelling


Seit der Besiedelung unserer Heimat bewohnten die Menschen bevorzugt Fluss- und Stromtäler, das täglich notwendige Trinkwasser für Mensch und Tier war vorhanden, der Fischreichtum des Flusses trug zur Ernährung bei. Vor allem gab es fruchtbaren Ackerboden, auf dem die Feldfrüchte nicht so leicht verdorrten, von den Wiesen konnte Heu geerntet werden und auf den saftigen Weiden konnten die Tiere vom Frühjahr bis zum Herbst fressen. Diese Voraussetzungen galten auch für unsere Vorfahren an der Donau.


Die für das bäuerliche Leben guten Bedingungen hatten auch ihren Preis, die guten ertrag-reichen Jahre waren immer wieder unterbrochen durch Überschwemmungen. Wenn man bedenkt, welch riesiges Hochwasserbett die Donau bis zum Dammbau in den 20er bis 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte, kann angenommen werden, dass die meist höher gelegenen Wohnstätten nicht vom Hochwasser beschädigt wurden. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen aber wurden mehr oder weniger oft überschwemmt und die Ernten vernichtet.

Eine besondere Gefahr ging von den früher häufigen Eisstößen aus, wenn das Eis sich nach einer Tauwetterperiode wieder in Bewegung setzte, war meist das ganze Dorf auf den Beinen. Die Gefahr, dass die Eismassen nicht Strom abwärts trieben, sondern sich stauten, auftürmten und vom Wasser in die Ortschaften gedrückt wurden, war groß.



In den Dörfern an der Donau erzählte man sich immer wieder die Geschichten vom Abgehen oder Aufstauen dieser und jener gefährlicher Eisstöße, genauere Aufzeichnungen sind meist nicht vorhanden.
Waren in der Pfarrei Pfelling der Eisstoss im Februar 1940 und das Osterhochwasser vom 22. -24 März vorübergegangen, ohne große Schäden anzurichten, so brach am 27. Januar 1941 die Katastrophe über Sofienhof und Entau herein. Auch über die Bewohner der zu der damaligen Gemeinde Amselfing gehörenden Orte Ainbrach, Herrmansdorf und Sand brach das Wasser binnen Stunden herein.

Für den Eisstoss im Januar / Februar 1941 und die sich daran anschließende Hochwasser-katastrophe in den Orten Sofienhof und Entau gibt es eine Niederschrift von Anton Eidenschink, Bauer in Sofienhof, und noch genaue Erinnerungen von Zeitzeugen aus Pfelling und Entau.


Herr Eidenschink
beschreibt die Wetterverhältnisse und Ausgangslage in Sofienhof und Entau in der früheren Gemeinde Amselfing (jetzt Gemeinde Irlbach) ab Dezember 1940:
Der Winter 1940/41 brachte schon Mitte Dezember eine strenge Kälte – ca. 25° - 30°, dadurch führte die Donau Ende Dezember sehr viel Treibeis. Ab 23 Dezember war der Strom bis über Straubing hinaus zugefroren, „der Eisstoss war fertig“. Da die Kälte immer die gleiche blieb, konnten wir am Weihnachtstage- 25. Dezember – schon über das Eis in die Kirche gehen. (von Sofienhof nach Pfelling) Nach ungefähr 12 Tagen setzte Tauwetter ein, das ein kleines Hochwasser zur Folge hatte. Der Eisstoss wurde so hoch gehoben, dass er den Donauwiesen gleich hoch lag. Es setzte wieder große Kälte ein und so konnte der Eisstoß wieder begangen, ja teilweise sogar befahren werden.

Auszüge aus dem Tagebuch von Hans Hoffmann Bogen:

19.01.1941

Sehr starke Schneefälle den ganzen Tag. Die Schneepflüge kommen nicht mehr durch. Es kommt zu Zugverspätungen.
24.01.1941
Starker Regen
25.01.1941
Starker Regen


Anton Eidenschink:
Es fiel Mitte Januar sehr viel Schnee, – ca. 50 cm – das Eis konnte bis zum 23 Januar begangen werden. Am 24 ten setzte für einige Tage Regenwetter ein, durch den anhaltenden Regen setzte auch die Schneeschmelze ein, so dass sich am 26 Januar ein kleineres Hochwasser bemerkbar machte. Der obere Eisstoss von Regensburg wurde abgeschwemmt und ist unter den von Straubing bis Passau vorhandenen Eisstoß geschlüpft, dadurch wurde das Flussbett verstopft und riesige Mengen Wasser traten über die Ufer.

Nach mündlichen Überlieferungen von Pfellinger Bürgern staute sich der abgehende Eisstoß unterhalb von Lenzing, auf Höhe der gegenüberliegenden Insel, hier sollte er später durch Fliegerbomben zertrümmert werden, davon aber weiter unten.
Am 27. und 28. Januar bildeten sich zwischen Bogen (km 2310) und Sommersdorf (km 2294) schwere Eisversetzungen. Diese stauten die Donau so an, dass nach einem Dammbruch am rechten Ufer, Höfe die noch nie überflutet waren, unter Wasser standen. Auf der linken Donauseite zwischen Bogen und Reibersdorf war der Hochwasserdamm noch nicht fertig gebaut, hier kam es zwischen Bogen und Parkstetten zu großen Überschwemmungen, vor allem Reibersdorf war schwer betroffen.

Auszüge aus dem Tagebuch von Hans Hoffmann Bogen:
Pegelstand 09:00 6,80m
14:00 6,82m
17:00 6,77m


Das Wasser war genau so hoch wie die Pfeiler der neuen Donaubrücke bei Hornsdorf. In Bogen lief das Wasser in der Frühe schon in den Laden Weiß und die Gastwirtschaft Peter Gilch bei der Bogenbachbrücke.



Anton Eidenschink:
Der Hofbesitzer Joseph Prebeck von Entau ersuchte mich, seinen neuen Opel – Wagen sowie seinen neuen Lanz Bulldog bei mir unterbringen zu dürfen, da er schon öfter vom Hochwasser heimgesucht wurde. Er sagte dabei: „Wenn zu dir Wasser kommt, dann sind wir schon alle ertrunken“
Nebenbei bemerke ich, dass der Hochwasserdamm von Irlbach bis HsNr. 53 1/3 erst mit der Kiesaufschüttung fertig war.

Kreszenz Menacher geb. Wintermeier geb. am 27.07.1925

In den letzten Januar Tagen gab es viel Regen, das Eis auf der Donau wurde durch das Hochwasser hochgehoben und der Eisstoß begann sich in Bewegung zu setzen, bei Irlbach stauten sich die Eisschollen und wurden so stark übereinander geschoben, dass die Eisschollen in Pfelling über die Hochwassermauer ragten. Wir beobachten alle mit Spannung und Sorge das Geschehen auf der Donau, das obere Dorf (Pfelling) schien durch die erhöhte Lage sicher zu sein, aber das untere Dorf lag doch sehr viel niedriger. Würde der in den 1930 er Jahren gebaute Damm halten, würde er hoch genug sein?
Schlimmer war die Lage in Entau und Sofienhof, hier war der Hochwasserdamm noch im Bau, konnte der aufgeschüttete Kieswall die Eis- und Wassermassen aufhalten?




Die Bewohner von Entau und Sofienhof wussten um die Gefahren die von einem Eisstoß in Verbindung mit Hochwasser ausgingen, wenn die Wassermassen sich über das Eis ergossen und es nach unten drücken, konnte oben nachschiebendes Eis den Abfluss des Wassers verhindern, es kam zu Überschwemmungen und im schlimmsten Fall wurden die Eismassen bis in die Ortschaften geschoben. Das gleiche Unheil drohte, wenn das Eis stromaufwärts zuerst abging und unter das stromabwärts noch feste Eis geschoben wurde, durch das verstopfte Flussbett konnte das Wasser nicht mehr abfließen und überflutete nun die Ortschaften.


Prebeck Josef geb. 10.12.1924 – bis 1997 Bauer in Entau damals 16 Jahre alt

Die Katastrophe hatte sich ja in den vergangenen Tagen schon angebahnt, so hatte mein Vater unseren Lanz Bulldog und den neuen Opel PKW bei Anton Eidenschink in Sofienhof abgestellt, hier glaubte er, sei es hochwassersicher. In der Scheune wurden in den Strohstöcken (abgeteilte Lagerstätten für Stroh und Heu) Pressstrohballen nebeneinander gelegt, die Tiere dann darauf stehen konnten, und aus Pressstrohballen wurde auch eine schiefe Ebene errichtet, die den Tieren das hinaufgehen ermöglichen sollte.
Die Tage vorher, kamen schon immer wieder mal Irlbacher Bauern zu uns auf den Hof, boten ihre Hilfe an, um im Notfall bei der Evakuierung zu helfen. Die Höfe der Irlbacher waren ja vom Hochwasser nicht bedroht und so konnten sie in Entau helfen, wenn ich mich recht erinnere, dann schliefen auch einige die Nächte vorher schon bei uns im Haus.

Die Pfellinger am Nordufer der Donau waren auch aus den Häusern gekommen, um die Donau zu beobachten, um Maßnahmen ergreifen zu können, falls dem Ort Gefahr drohte. Mit Sorge schauten sie auch zu den Häusern und Höfen der Nachbarn über der Donau, waren doch damals die Orte Entau und Sofienhof nicht nur die Nachbarn auf der anderen Seite der Donau, nein, damals war noch ein sehr enger Kontakt zwischen hüben und drüben. Sie gingen zusammen in die Pfellinger Schule, und die drei Orte gehörten damals gemeinsam zur Pfarrei Pfelling, so dass sich auch die Erwachsenen jeden Sonntag beim Kirchgang trafen.


Anton Eidenschink:
Am Montag den 27 Januar morgens um 8:00 riss dass Hochwasser den Kiesdamm südlich der Donau, auf Höhe des jetzigen Feldkreuzes ein. (Feldkreuz bei Sofienhof)
Das Wasser kann in so riesigen Mengen und mit so großer Geschwindigkeit, dass mein Anwesen H.Nr. 53 ½ in Sofienhof bereits um 16:00 unter Wasser stand. Wir fütterten das Vieh früher wie als gewöhnlich, denn die Gefahr, die Ställe räumen zu müssen, wurde mit jeder Stunde größer.


Prebeck Josef:

Wo der Damm brach, weiß ich nicht, aber das Wasser kam von drei Seiten auf unseren Hof zu, von der Donauseite im Norden, vom oberen Teil des Ortes im Westen und von der Waldseite im Süden (Irlbach/Straßkirchener Auwald) Es dauerte nicht lange, da waren wir auch von der Irlbacher Seite her vom Wasser eingeschlossen.

Kreszenz Menacher:
So standen wir hinter der Hochwassermauer, sahen auf das sich übereinander schiebende Eis, hörten das Krachen und Bersten der Eisschollen, als wir die Schreckensnachricht hörten, in Entau oder Sofienhof ist der neue Damm gerissen. Ich weis nicht mehr, ob von Pfelling aus der Bruchstelle eingesehen werden konnte, unser Augenmerk galt jetzt vor allem dem uns am nächsten liegenden Faltl-Hof.

Wir konnten auf dem Balkon des Hauses Menschen stehen sehen, die zu uns herüber riefen, helft uns, helft uns, aber über das Treibeis konnte sich kein Mensch wagen, die Menschen auf der anderen Donauseite mussten sich selbst helfen.

Und sie halfen sich selbst

Waren die Ereignisse auf dem Eidenschink Hof dramatisch, wie noch zu lesen sein wird, so war die Situation auf dem Faltl-Hof, der sehr viel näher an der Donau liegt, und zu dem nah der Dammbruchstelle noch gefährlicher. Nicht weniger gefährlich war es auf den Höfen in Entau, die noch tiefer liegen, als die in Sofienhof, hier werden die Vorgänge auf dem Prebeck Hof in Entau geschildert.


Prebeck Josef:

Als das Wasser bei uns eindrang, waren auch mehrere Irlbacher bei uns auf dem Hof, aber an Evakuierung der Tiere nach Irlbach war nicht mehr zu denken.
Die Kühe und die Jungrinder, wir hatten immer so ca. 15 Milchkühe, und auch ungefähr 15 Jungrinder, die alle mussten nun auf die vorbereiteten Strohstöcke gebracht werden. Schweine und Kälber mussten ja öfters mal vom Hochwasser in Sicherheit gebracht werden, aber das nun dass Großvieh da hinauf musste, damit hatten auch die älteren nicht gerechnet.
Mehre Männer nahmen im Stall jeder ein Tier, führten es zur Scheune und dann hinauf in den Strohstock, so konnten die Rinder verhältnismäßig schnell in Sicherheit gebracht werden.
Unsere 6 Pferde und der ca. 20 Zentner schwerer Zuchtbulle sollten auf dem Stallboden untergebracht werden, das war aber nur möglich, wenn die Tiere über die an der Giebelseite angebaute Freitreppe gebracht werden konnten. Diese Treppe war steil, der Eintritt der Stufen zu kurz für schwere Pferde und einen Bullen, der Aufstieg musste den Tieren erleichtert werden, dazu wurden auf der Treppe Bretter ausgelegt, auf diese, quer in gleichen Abständen Latten genagelt, nun konnten die Tiere mit ihren Hufen und Klauen beim Aufstieg Halt finden. Pferd um Pferd wurden nun nach oben geführt, auch wenn eins Mal abrutschte, es fasste wieder Fuß und ging geduldig weiter. Zum Schluss wurde der Bulle nach oben gebracht, wir fürchteten, mit ihm könnte es größere Probleme geben, aber auch er ging geduldig die Treppe hinauf.
Pferde und Bulle schienen ebenso wie die Kühe und Jungrinder zu fühlen: Dieser Weg führt in die Sicherheit. Die Tiere schienen zu ahnen: Hier unten sind wir verloren, jedenfalls ließen sie sich ohne große Probleme in ihre Notquartiere hinaufführen,

Herr Prebeck berichtet leider nicht, wie all diese Tiere später wieder in die Ställe zurückgebracht wurden.


Anton Eidenschink:
Unser Viehbestand war: Ein 18 Zentner schwerer Ochse, 6 Kühe, 6 Jungrinder, 13 Schweine, 100 Hühner und 13 Bienenvölker.
Wir wollten es nicht glauben, dass das Wasser auch in unser Haus kommt, aber um 18:00 war es im Haus und in den Ställen 20cm hoch. Mein Sohn Xaver und ich räumten um 19:00 den Pferdestall, da die Pferde schon bis zu den Knien im Wasser standen, wir brachten sie vorerst in die Scheune, die noch frei vom Wasser war. Mit dem Räumen des Kuhstalls wollten wir noch bis zum anderen Morgen den 28 Januar warten. Wir hielten Wache und beobachteten das Steigen des Wassers. Gegen 23:00 stellte ich fest, dass die Pferde auch in der Scheune 30 – 40 cm im Wasser standen.

Auch unsere Nachbarn wurden gegen 24:00 zum Räumen alarmiert.

Ich schickte meinen Sohn Xaver zum Anwesen von Martin Schötz, (H.Nr. 54 ½) um für Unterkunft für unser Vieh zu bitten. Zuerst wurden die Pferde und der Ochse aus dem Wasser geholt und in die Scheune vom Schötz gebracht, dann kann das Rindvieh an die Reihe. Ein junger ½ jähriger Bulle war von der Kälte des Wassers so erschöpft, dass er nur 100 Meter ging, dann aber im Wasser und Schnee liegen blieb. Wir konnten uns davon nicht länger aufhalten lassen. Wir brachten das Vieh unter zu Hilfenahme eines Kahns, - die Tiere watend und schwimmend –durch das bis zu 2 Meter tiefe Wasser in die Scheune des Wimbauer Ludwig. Unterdessen hatte Schötz den liegen gebliebenen Bullen mit Hilfe seines Enkels Hermann und seiner Schwiegertochter Anna in den Sautrog gelegt und mit dem Ochsen bespannt in seinen Stall gebracht. Erst am anderen Tag gegen Mittag gab er wieder ein Lebenszeichen. Die bei mir am Hof zurückgebliebenen Schweine, Kälber und zwei Saugkälber mussten bis Dienstag mittag, 29. Januar warten, das Wasser war so hoch gestiegen, dass es unmöglich war, sie ohne Kahn zu retten.


In unserer Hochtechnisierten Welt, in der alles organisiert zu sein scheint und jeder zu jederzeit Hilfe durch Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und sonstige Katastrophenschutz-Einrichtungen erwartet, kann man sich die Leistung der Hochwasseropfer, die nur mit Eigeninitiative und Nachbarschaftshilfe ihre Tiere, wenn auch nicht unter Lebensgefahr, so doch unter Gefährdung ihrer Gesundheit vor dem Ertrinken und Erfrieren gerettet haben nicht mehr vorstellen.


Prebeck Josef:

Über dem am Haus angebautem Pferde und Schweinestall befanden sich ausgebaute Zimmer für die Knechte. In diesen Zimmern, die über eine Freitreppe erreichbar waren, wurden die Schweine untergebracht. Die Tiere wurden aus ihren Ställen zur Treppe getrieben, ohne, das Antreiben notwendig war, kletterten die Tiere in ihre sichere Notunterkunft. Die meisten Hühner konnten rechtzeitig eingefangen und in einem weiteren Zimmer auf dem Stallboden untergebracht werden. Die Bienenstöcke wurden vorher hochgestellt, ob Bienen die Hochwasserkatastrophe überlebt haben, weis ich aber nicht mehr.
Die Evakuierung der Tiere erfolgte jedenfalls innerhalb von Stunden.

Meinen Eltern (Josef und Karolina ) waren bei der Rettung unseres Viehbestands, außer den schon erwähnten Irlbacher Bauern, meine Schwestern Karolina und Regina damals 22 und 14 Jahre alt, mein Bruder Max, damals 30 Jahre, und ich, damals 16 Jahre alt, behilflich. Außerdem halfen auch die drei polnischen Mädchen, die als Zwangsverpflichtete bei uns am Hof arbeiteten und die beiden belgischen Kriegs-gefangenen, die auf unserem Hof mitarbeiten mussten, mit.

Dass auch die Kriegsgefangenen und die Zwangsarbeiter/innen (damals Zwangsverpflichtete genannt) bei der Rettung der Tiere und der Bergung von Sachwerten halfen, wird nur von Zeitzeugen berichtet. Die Auf-zeichnung des Xaver Eidenschink stammt ~ von 1942. Es war in der damaligen Zeit wahrscheinlich nicht opportun, über die Mithilfe von Gefangenen und Zwangsarbeitern zu berichten. Auch das damals gleich-geschaltete Straubinger Tagblatt berichtet nichts von einer Über-schwemmung. Der Luftkampf um England füllte jeden Tag die vorderen Seiten. Es wurde in den damaligen Lokalnachrichten lieber über den Landwirt XY berichtet, der dem Führer 4 Söhne als Soldaten zu Verfügung gestellt hatte. (wie viel er wohl zurück geben konnte) Für Negativ Schlagzeilen war damals kein Platz.

Prebeck Josef:

Die meist belgischen Kriegsgefangenen waren in einem am Weinberger Hof in einem für ca. 10 – 12 Männer eingerichteten Gefangenenlager die Nacht über untergebracht, den Tag über arbeiten sie bei den Bauern, denen sie als Arbeitskräfte zugeteilt waren. Die zwangsverpflichteten polnischen Frauen und Männer waren direkt auf den Höfen, auf denen sie arbeiteten untergebracht.

Anton Eidenschink:
Ich hatte, als unser Großvieh gerettet war, die Schweine und Kälber auf Pressstroh hochgestellt, jedoch standen die Kälber bei der Bergung bis zum Bauch im Wasser, die Schweine brüllen wie die Löwen, denn das Wasser ging ihnen schon über den Rücken. Nachdem mein Sohn und Georg Weinberger mit dem Kahn auf den Hof fuhren wurde beschlossen, die Schweine auf den Heuboden zu bringen.
Mit dem Kahn wurde so weit es ging in den Stall gefahren. Als erstes wurde ein Mutterschwein, das scheinbar den ernst der Lage erkannt hatte, mit leichter Hilfe in den Kahn gezogen. Mit dem Schwein im Kahn ruderten die beiden zur Heubodenstiege und halfen dem Schwein die Stiege hinauf, dann wurden nach und nach die anderen Schweine abgeholt und auf die gleiche Weise auf den Heuboden gebracht. Zuletzt wurde noch ein Mutterschwein geborgen, das machte aber mehr Arbeit als die anderen zuvor. Als die beiden Helfer aus dem Schweinestall fuhren, sprang das Schwein halb aus dem Kahn, Xaver konnte es noch an den Ohren fassen, jedoch schleuderte in das Schwein in das etwa 1 Meter tiefe Wasser. Zu zweit konnten sie das Tier aber wieder beruhigen und zur Heubodenstiege fahren. Die beiden Retter halfen dem letzten Schwein auf die Stiege und mit ein paar Sätzen war das Tier bei seinen Artgenossen im Trockenem. Nachdem wir die Schweine mit Hafer gefüttert hatten, wurde das Stiegenloch mit Brettern abgedeckt, die Schweine waren in Sicherheit. Nun konnte mit der Rettung der Kälber begonnen werden. Wie vorher in den Schweinestall, wurde jetzt in den Kuhstall gefahren. Die beiden Kälber, zum Glück waren sie noch am Leben, wurden in eine große Steige gebracht (Sau- oder Kälbergatter) und mit dem Kahn zum Kuhstall des Martin Schötz gebracht. Unsere großen Tiere waren bei Schötz in der Scheune, die Kälber im Stall und die Schweine bei uns auf dem Heuboden. Die Hühner waren im Hühnerstall, den wir schon am 27 Januar hochgestellt hatten. Die Nahrung des Viehs bestand für die Pferde aus Hafer und etwas Heu, das Rindvieh bekam langes Gerstenstroh, Heu und kaltes Wasser. Unsere Kinder Xaver und Anna waren beim Rindvieh auf dem Schötz Anwesen, meine Frau und ich bei uns im Haus, denn außer den Schweinen auf den Heuboden hatten wir noch 9 Ferkel im Schlafzimmer untergebracht.

So wie Anton Eidenschink die Rettung seiner Tiere schildert, ging es bei vielen Bauern in Entau und Sofienhof, die meisten konnten ihre Tieren zu anderen etwas höher gelegenen Höfen bringen, so auch der Bauer Josef Danner, sein Sohn Xaver Danner heute: Als das Wasser in den Hof kam, begannen wir die Tiere aus dem Stall zu holen und brachten sie über die höher gelegene Dorfstraße zum Wimbauer. Dort im Schuppen war auch das Vieh der Familie Prebeck Karl untergebracht. Bei einigen anderen jedoch, ähnlich wie bei Prebeck Josef und Faltl Peter, mussten die Tiere auf Stallböden und Strohstöcken gebracht werden.

Frau Regina Danner geb. Prebeck: erzählt, dass Frauen, Kinder und Jugendliche nach Irlbach evakuiert wurden. Es waren nur die dringend benötigten Arbeitskräfte auf den Höfen. Wer diese Evakuierung veranlasst hatte, dass weiß sie Heute nicht mehr >möglich wäre auch, dass die Bauern ihre Frauen und Kinder bei Irlbacher Bekannten untergebracht haben< sie kann sich aber noch gut daran erinnern, dass nach dem der Eisstoss abgegangen war, alle mit Wehrmachtsfahrzeugen in ihre Häuser zurückgebracht wurden.

Zur Außenwelt gab es in diesen Tagen keinen Kontakt. Nach Schambach(~ 45 min Gehzeit) oder nach Strasskirchen(~ 90 min) hätte man zwar gehen können, aber jede Arbeitskraft wurde gebraucht. In Straubing bei der Kreisverwaltung wusste man aber wegen des nicht fertig gestellten Donaudamms um die Gefahr für Herrmansdorf, Ainbrach, Sofienhof und Entau.


Anton Eidenschink:
Das Wasser war inzwischen weiter gestiegen. Die Telefonleitungen nach Straßkirchen waren zerstört, so konnte Herr Landrat Müller in Straubing, - er wusste ja, dass wir in großer Gefahr sind, - von Entau und Sofienhof keine Nachricht erhalten. Er veranlasste, dass Aufklärungsflugzeuge, über das Überschwemmungsgebiet flogen, die ihm meldeten: Wasser, alles unter Wasser. Nun wurde in Regensburg eine Pioniereinheit in Marsch gesetzt, die uns nach ihrem Eintreffen in allem unterstützte. Bei H.Nr. 57 ½ (Eidenschink Johann) wurde auch eine Funkstation installiert, so konnte ständig Verbindung mit dem Herrn Landrat in Straubing gehalten werden.
Die Pioniere hatten auch Wasserhosen mitgebracht, mit dieser Ausrüstung konnten wir die auf den Höfen zurückgelassenen Kleintiere leichter füttern.
Am Mittwoch, den 29. Januar sanken die Temperaturen sehr stark, es bildete sich auf den überschwemmten Flächen eine Eisdecke, die schon am nächsten Tag nicht mehr zu durchbrechen war.

Die Nacht vom 30. auf den 31. Januar war wieder sehr kalt, das Vieh in den Scheunen zitterte vor Kälte und das Wasser stieg immer noch höher, nun war auch das Anwesen von Martin Schötz in Gefahr. Das Vieh in der Scheune stand schon 15 cm im Wasser. Durch das viele Stroh, das wir dem Vieh untergebettet hatten, konnten wir die Tiere trocken halten. Donnerstagnacht um 23:00 erreichte das Wasser den Höchststand, die Angst noch einmal evakuieren zu müssen, war nun vorbei.

Prebeck Josef:

Wie es bei den anderen Bauern in Sofienhof und Entau zuging, darüber kann ich nichts berichten, wir hatten ja alle mit uns Selbst zu tun. Sie waren sicher alle, abgesehen von der Zusammenarbeit ihrer Hausgemeinschaften, auf die Hilfe von Irlbacher Bürgern angewiesen, die teilweise mit Booten hin und her fuhren, und auf die Mithilfe der auf den Höfen zwangsverpflichteten Frauen und Männer.

So wie in Entau und Sofienhof ging es auch in Ainbrach, Herrmannsdorf und Sand zu. In Ainbrach wird erzählt, stand das Wasser beim Müller Josef Rothammer 10 cm höher als die Ofenplatte, die Tiere mussten ebenfalls auf Stallböden, Strohstöcken und Schlafzimmern untergebracht werden. Der Gastwirt Franz Rothammer evakuierte seine Rinder auf den Tanzboden und der Landwirt Niemeier stellte seine Tiere vorübergehend in der Ainbracher Kirche unter. Sehr schwer traf das Schicksal die Familie Plank, hier ertranken 4 Kühe und zwei Jungrinder. Im Haus der Bauers Familie Hermann,(Heute Ebner) das etwas höher liegt, hatten die Familien Plank und Niemeier eine Notunterkunft gefunden.

Anton Eidenschink:
Aus Straubing kam nun Herr Landrat Müller, und der Kreisleiter Herr Hartmann, sowie der Staatsminister Herr Adolf Wagner (Bayerischer Staatsminister des Inneren) und überzeugten sich von Ernst der Lage. Sie versprachen den Geschädigten schnelle und spürbare Hilfe.

Anton Eidenschink:
Am Mittwoch den, 29. Januar sanken die Temperaturen sehr stark, es bildete sich auf den überschwemmten Flächen eine Eisdecke, die schon am nächsten Tag nicht mehr zu durchbrechen war.
Am Freitag, den 31. Januar, von Mitternacht an, begann das Wasser zu fallen, es fiel so stark, dass wir am 1. Februar nachmittags die Küche und das Wohnzimmer reinigen konnten. Auch in den Ställen begannen wir dem Aufräumen und dem Reparieren. Als nächstes wurde der ~ 300 lange Weg zum Nachbarn Schötz freigemacht. Meiner Familie und mir waren noch 2 Pioniere behilflich, um das bis zu 20 cm dicke Eis zu beseitigen.


Das Rindvieh konnte jetzt wieder in den eigenen Stall zurückgebracht werden, die Füße der Tiere waren vom stehen im kalten Wasser aufgeweicht, da der Weg von scharfkantigen Eisbrocken bedeckt war, kam es bei den Tieren zu Abschürfungen und Schnittverletzungen an den Füßen, aber fürs erste hatten wir keine großen Verluste bei den Tieren zu beklagen, zumal die Schweine auf dem Heuboden eine vergleichsweise trockene und nicht so eisige Unterkunft hatten.

Am Sonntag, dem 2. Februar war das Wasser so weit zurückgegangen, dass unser Hof war jetzt wieder Wasserfrei war, eine weitere Schwerarbeit begann nun: Eis zerschlagen und Wege machen, so dass die täglichen Arbeiten auf dem Hof wieder einigermaßen normal durchgeführt werden konnten.

Kreszenz Menacher:

Später als das Eis festgefroren war,
machte sich der ledige Landwirt Xaver Kiefl aus Anning auf, um einen begehbaren Weg über den Eisstoss zu finden und zu markieren. Nun konnten von Pfelling aus Männer und Frauen über das Eis gehen, um zu helfen, wo noch zu helfen war.

Gefahr drohte nicht nur den Tieren und ihren Rettern bei der Evakuierung. Nach dem Rückgang des Wassers aus den Höfen konnte man in Lebensgefahr geraten, wenn die Bewohner die höher liegenden Hofstellen verließen, um Nachbarschaftsbesuche zu machen oder zum Gottesdienst zu gehen.

Anton Eidenschink:
Das Eis, das sich durch die mehrtägige Kälte gebildet hatte, konnte fast überall begangen werden, das überflutete Land, so auch der noch vorhandene Eisstoß. Mein Bruder Hans wollte über das Eis der vom Hochwasser überfluteten Felder und Wiesen, um dann über den Eisstoss nach Pfelling zum Sonntagsgottesdienst zu gehen. In der Nacht vom 1. auf den 2. Februar hatte es geschneit, so geriet er auf dünnes Eis, brach ein und fiel ins Wasser, das wie wir hernach feststellten, hier noch 3 Meter tief war. Zu seinem Glück hörten wir seine Hilferufe, darauf hin eilten die bei uns am Hof einquartierten Pioniere mit Stangen als einziges Hilfsmittel zur Unfallstelle und retteten den Verunglückten, immer in Gefahr selbst einzubrechen, aus seinem Eisloch, in dem er ohne Hilfe entweder ertrunken oder in kürzester Zeit erfroren wäre.

Kreszenz Menacher:
Die Tage nach dem Dammbruch waren sehr kalt. Am Sonntag, den, 2. Februar bin ich dann mit einigen anderen nach Entau und auch zum Faltl-Hof gegangen.
Beim Überqueren des Flussbettes, musste man über die zusammen geschobenen Eisschollen steigen, die überschwemmten Felder und Wiesen waren von so blankem Spiegeleis überzogen, dass man auf dem Grund die Grashalme sehen konnte. Im Dorf waren Pioniersoldaten dabei, Straße und Höfe eisfrei zu machen
(Ab Samstag 01,02 fiel das Wasser).

Nicht vergessen darf man die Todesangst der Tiere beim Eindringen der Wassermassen, und den Stress bei der Bergung. Schmerzen wurden verursacht durch die eisige Kälte und das Stehen im Eiswasser. Der wirtschaftliche Schaden durch den Gewichtsverlust bei Masttieren und die Einbußen von Milcherträgen bei den Kühen war sicher sehr groß. Die spätere Erkrankung von Tieren hat sicher auch noch zu Ertragseinbußen geführt.
Viele Tiertragödien gab es bei den Wildtieren, die ja keine Helfer hatten, die ihnen den Weg zu höher gelegenem Gelände gewiesen hätten. Auf den Bauernhöfen konnte das Nutzvieh zunächst gerettet werden, Verluste an größeren Tieren hatte nur ein Betrieb zu beklagen.

Anton Eidenschink:
Größere Viehverluste gab es am Hof von Peter Faltl in Sofienhof, hier ertranken 3 Mutterschweine, die nicht mehr geborgen werden konnten. Der größte Teil seines zahlreichen Viehbestands konnte jedoch gerettet werden, indem die Tiere auf dem Stallboden untergebracht wurden, auch der 25 Zentner schwerer Zuchtbulle.

Kreszenz Menacher:

Ich weiß noch, im Hof von Peter Faltl lag im Eis eingefroren ein großes Schwein und in der Scheune auf den Strohstock (abgeteilte Lagerstatt für Stroh und Heu) waren die Kühe untergebracht, der Pfellinger Otto Obermeier war gerade dabei, die Kühe zu melken.


Anton Eidenschink:
Hühner sind in fast jedem Betrieb einige ertrunken, aber so manches Stück Vieh wird sich den Todeskeim geholt haben, was aber bisher noch im Dunklen liegt.
Hasen flüchteten, so weit es noch ging, in offene Scheunen und Schupfen. Rehe brachen erschöpft im Schnee und im Wasser zusammen und so konnte man nachher mehrere Rehe stehend eingefroren auffinden. Die Jagden im Überschwemmungsgebiet sind auf Jahre hinaus geschädigt.

Von ~ 280 Hektar Ortsflur war ~ 1 Hektar nicht überschwemmt, in allen Scheunen und Schuppen der beiden Orte Sofienhof und Entau stand das Wasser mehr oder weniger hoch. In 12 von 17 Wohnhäusern drang das Wasser auch in die Wohnstuben ein. Herr Eidenschink hat alle nach Wasserstand aufgelistet. Am höchsten stand das Wasser mit 110 cm bei Familie Altschäffel, Hsnr. 61

In den Aufzeichnungen von Anton Eidenschink wird auch über Hilfen für die Hochwasseropfer von Seiten des Staates und der Kreisbauernschaft berichtet. Abgesehen vom Einsatz von Pionieren habe es Brennmaterial und Futterzuteilungen gegeben. Auch die Schäden an Gebäuden, Maschinen und Futtermittel wurden durch eine Kommission aus Bürgermeister, den zuständigen Ortsbauernführern, Bezirksbaurat und einem Sachverständigen für Landwirtschaftliche Maschinen bewertet. Zur Bewertung der Flurschäden sei eine aus Bauern bestehende Schätzkommission erschienen. Er berichtet auch von einer bisher ersten Auszahlung, die 13% des geschätzten Schadens betragen hätte.
Wie die Beschaffung der zugeteilten Futtermittel vonstatten ging, ist nicht bekannt, man kann aber annehmen, dass in dieser totalitären Zeit Heu und Stroh von anderen Bauern in der Umgebung requiriert wurden.


Anton Eidenschink:
Der größte Dank gebührt der Kreisbauernschaft Straubing, Herrn Kreisbauernführer Neumeier sowie Herrn Stabsleiter Müller für die Verteilung der Futtermittel. (Heu und Stroh). Für beide Herren war es eine schwierige Aufgabe, das nötige Heu und Stroh einigermaßen gerecht zu verteilen, da das Jahr 1940 nicht die besten Heu- und Strohernten lieferte. Mit den zugeteilten Futtermitteln konnte jeder Geschädigte seinen Viehbestand bis zum Einsetzen der Grünfutterernten durchfüttern, wenn auch so manches Tier früher verkauft oder geschlachtet werden musste.
Ganz besonders danken möchten wir auch Herrn Landrat Müller aus Straubing, hatte er doch allen Geschädigten unentgeltlich Heizmaterial zu Verfügung gestellt. Er ist uns auch sonst mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Bei solch richtigem Zusammenhalt war auch die Hochwasserkatastrophe, die uns unvergesslich bleiben wird, zu überstehen.
Möge der liebe Gott uns und alle nachfolgenden Generationen vor solchem Schrecken und Schaden künftig bewahren.

Der Bauer Josef Prebeck berichtet, dass man bei der Futterbevorratung schon seit Generationen auf Selbsthilfe eingerichtet war.


Prebeck Josef:

Die Bauern im Überschwemmungsbereich der Donau mussten im Schnitt so alle zwei Jahre mit Teil- oder Gesamteinbusen der Ernten auf den donaunahen Feldern und Wiesen rechnen. Deshalb hatten sie ihre Futterbevorratung so eingerichtet, dass immer Futter für mindestens ein halbes Jahr übrig war, so konnte auch die Futternot nach der Überschwemmung auf vielen Höfen gemildert werden.
Es kann möglich sein, dass es Futter- und Brennstoffzuteilung durch die Kreisbauernschaft gab, ich persönlich weiß aber in unserem Fall von keinen Zuteilungen.

Ältere Pfellinger Bürger berichten, dass im Januar 1941 der Eisstoss bombardiert werden sollte. Um bei einem Fehlabwurf nicht in Lebensgefahr zu geraten, mussten alle ihre Häuser verlassen. Zur vorgeschriebenen Zeit versammelten sich alle Bewohner auf dem Hügel nördlich vom oberen Teil des Ortes, heute der östliche Teil der Siedlung. Das Zielgebiet sollte etwa unterhalb von Lenzing sein. Mit schwarzer Farbe war dort ein großer Kreis aufgezeichnet, dadurch sollte den Bomberbesatzungen der genauere Abwurf erleichtert werden. Es wird vom Anfliegen eines Flugzeugs, manche berichten auch von mehreren, erzählt, zum Abwurf von Bomben kam es jedoch nicht. Die Pfellinger durften wieder in ihre Häuser zurückkehren.

Kreszenz Menacher:

Beim Verlassen der Häuser mussten alle Fenster geöffnet werden, um das Zerbersten durch die Druckwellen zu verhindern. Als wir zurück kamen, war es zwar eiskalt, aber alles war unversehrt.

In der Fachzeitschrift
„Die Wasserwirtschaft“ werden die damaligen Vorgänge bezüglich der Maßnahmen zur Eisbekämpfung zwischen Pfelling und Irlbach sehr detailliert, beschrieben. Der Oberregierungsbaurat H. Walter aus Regensburg, in seinem Artikel.

>Erfahrungen in den Eiswintern 1940/41 und 1955/56 auf der deutschen Donau<

Im Juni 1957 schildert er hier genau, wie auf den einzelnen Stromabschnitten das Eis zum Abgehen gebracht werden sollte. Der Artikel enthält präzise Angaben über Niederschläge, Temperaturen und Pegelstände, die Vorgänge sind außerdem mit Ortsnamen und Flusskilometer beschrieben.
Von Hofkirchen bis Deggendorf war die Donau eisfrei, von Deggendorf Donau aufwärts, sollte das Eis von Pionieren durch Sprengung zum abgehen gebracht werden, dies wurde aber erst am 30 Januar begonnen. Zunächst versuchte man am 28. Januar oberhalb einer 900m langen eisfreier Strecke unterhalb Irlbach (km2301)(~1 ½ km oberhalb der Fähre Maria- Stephansposching) einige Eisbarrieren durch Artilleriebeschuss zum Einsturz zu bringen. Mit 10,5 cm Geschützen wurden mehre Schüsse mit Spätzünder abgefeuert, diese Geschosse sollten unter dem Eis explodieren und die Barriere zum Einsturz bringen. Die Granaten konnten das Eis nicht durchschlagen, prallten ab und explodierten außer Kontrolle irgendwo. Glücklicherweise gab es keinen Unfall. Darauf wurden Granaten mit Aufschlagzünder verwendet. Im Eis entstanden durch den Beschuss kleine Löcher, die Beschießung durch Artillerie hatte sich wie zu erwarten war, als ergebnislos erwiesen.
Man entschloss sich nun am nächsten Tag, die Eisbarriere mit Stukabomben zu zerstören. Es wurde 3 Stück 250 kg Bomben mit 8 Sek. Zündverzögerung abgeworfen. Die Explosionen rissen 10 – 15 Meter große Löcher in das Eis, das dabei ohne zu zerbrechen, große Schwingungen ausführte. Am nächsten Tag (30. Januar) wurden dann große Bereiche mit Russkreisen gekennzeichnet, diese sollten dann durch größere Sprengbomben zerstört werden. Am Nachmittag des gleichen Tages verbot das Bayerische Innenministerium den Bombenabwurf.
Nach dem Verbot der Bombardierung, wurde vom Innenministerium ein Eisbrecher vom Kachlet nach Deggendorf beordert. Gemeinsam mit den Sprengkommandos der Pioniere, brachte der Eisbrecher das Eis stromaufwärts zum Abfließen. Oberhalb der Deggendorfer Eisenbahnbrücke konnte der Eisbrecher alleine weiterarbeiten.
Inzwischen hatte das wärmere Wasser das Eis zwischen Bogen und Pfelling mürbe gemacht, dass die großen Eisversetzungen zusammenbrachen. Am 3. Februar stand die Spitze des Eisstoss bei der Fähre Irlbach – Waltendorf (km 2302) der Eisbrecher arbeitete ~ 500m oberhalb der Fähre Mariaposching (km 2298) als gegen 18°° das letzte Stück des Eisstoßes zusammenbrach. Der Eisbrecher drehte sofort ab, und fuhr mit voller Kraft talwärts. Unbeschädigt erreichte er den Hafen in Deggendorf.

Der 30. Januar war sehr wahrscheinlich der Tag, an dem sich die Pfellinger auf dem Kapellenberg vor der geplanten Bombardierung in Sicherheit brachten. Die Explosionen der Granaten und Bomben am 28. und 29. Januar wurden im nur 5-6 km entfernten Pfelling nicht gehört, nur Josef Prebeck aus Entau berichtet vom Sprengen und Bombardieren.

Nach dem der Wasserstand einigermaßen gesunken war, begannen in Entau und Sofienhof die Aufräumarbeiten, zuerst in den Wohnungen, dann in den Ställen und Höfen. Die Wege und Straßen wurden meist von den Wehrmachtspionieren geräumt.
Wie und wann der Eisstoss dann abging, daran kann sich keiner der Zeitzeugen genau erinnern, sicher, er ging ab, ohne weiteren Schaden anzurichten, Anton Eidenschink berichtet in einem kurzen Satz

>In der Nacht von 2. auf den 3 Februar ging der Eisstoss in der Donau<

Wenn auch die Datumsangaben von Herrn Eidenschink hier nicht mit den Beschreibungen des Herrn Walter übereinstimmen, so ist doch der Gesamtablauf der Ereignisse gut beschrieben, wie die Vergleiche Tagebuch Herr Hofmann und der Artikel des Herrn Walter zeigen.

Prebeck Josef:

Nachdem das Wasser zurückgegangen und die Straßen und Wege eisfrei waren, schauten wir nach unseren Ackerschlepper und nach unserem Auto, die bei Anton Eidenschink untergestellt waren, auch der Eidenschink Hof war überflutet worden. Der Lanz Bulldog stand nur mit den Rädern im Wasser, Motor und Getriebe waren im Trockenen geblieben, nach dem anheizen mit der Lötlampe konnte der Motor gestartet werden, der Opel aber stand bis zu den Rückenlehnen der Sitze im Wasser und konnte von uns nicht mehr gestartet werden. Das nicht mehr fahrbereite Gefährt wurde an den Lanz angehängt, den mein Bruder Max fuhr. Ich musste hinten im nassen PKW sitzend lenken, so wurde das Fahrzeug nach Straubing geschleppt und dort repariert.

Die Hochwassergeschädigten konnten nun nach Linderung der ersten Not auf das nächste Frühjahr hoffen. Die Wintersaaten waren vernichtet. Wann konnten die überschwemmten Felder bestellt werden, wie schnell würden sich die völlig durchnässten und verschlammten Wiesen erholen und das dringend benötigte Grünfutter und Heu liefern?



Anton Eidenschink:
Dem Hochwasserwinter folgte ein nasses und kaltes Frühjahr. Der Monat März begann mit ausgiebigen Regenfällen, die Donau führte wieder Hochwasser und trat teilweise über die Ufer. Den ganzen Monat über wechselten sich Regen und Schneegestöber ab. In der Nacht zum 1. April schneite es noch mal sehr stark, so dass wir eine Schneedecke von 10 -15 cm hatten, bis Mitte April herrschte noch ein richtiges Winterwetter. So um den 20. April besserte sich das Wetter, es schien, als könnten die Bauern mit der Frühjahrssaat beginnen. Die Felder waren immer noch nicht richtig trocken, aber an Georgi (24. April) konnte ich, ebenso wie die andern Bauern die erste Gerte sähen, den letzen Haber (Hafer) haben ich am 30. April angebaut. Auf den Donaufeldern und Wiesen konnte man überall noch Eisschollen liegen sehen.
Nun mussten die vom Hochwasser verdorbenen Wintersaaten umgebaut werden. (umgepflügt und neu angesät werden) Die Bestellung verzögerte sich, da es auch Anfang Mai noch immer sehr kalt war, in der Nacht vom 10. – 11 Mai gefror es so stark, dass das Eis in den Wasserpfützen Ross und Wagen trugen. Das frostige Wetter hielt bis zum 17. Mai an, dann setzte wärmeres Wetter ein. Ab dem 25. Mai konnten wir mit der Grünfütterung beginnen. Bei den meisten Bauern waren Heu und Futterstroh verbraucht, und so weideten die meisten ihr Rindvieh auf den besten Wiesen.

Prebeck Josef:

So gegen Mitte Juli, nachdem die Futtervorräte aufgebraucht waren, wurde das im Winter durchnässte Heu und Stroh aus der Scheune entfernt. Diese Arbeit wurde von 5 oder 6 russischen Kriegs-Gefangenen verrichtet, die in einem Lager in Irlbach untergebracht waren. Meine Mutter gab diesen Männern einen Laib Brot und eine Schüssel Suppe, damals aßen alle aus einer Schüssel, Teller für jeden einzelnen gab es auch bei der Bauers Familie nicht. Nachdem die Männer die Suppe gegessen hatten, teilten sie das Brot untereinander in absolut gleiche Teile auf, erst wurde der Laib in Scheiben geschnitten, dann die Brotscheiben verteilt. Zum Schluss wurden einzelne Brotscheiben in Streifen geschnitten, so dass jeder die gleiche Menge Brot erhielt. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern, den in meiner späteren 5 jährigen russischen Kriegsgefangenschaft musste ich oft Hunger leiden und dachte dann immer wieder einmal daran, wie meine Mutter Suppe und Brot verteilt hatte.

Das Wetter hatte es mit den Bauern im Frühsommer dann besser gemeint, die Saaten auf den Feldern holten die verlorene Zeit vom Frühjahr rasch auf und das Gras auf den vom Schlamm gedüngten Donauwiesen wuchs schnell und sehr üppig. Die Heuernte konnte Mitte Juni beginnen und brachte auch gute Erträge. Die Kleefelder hatten durch die Überschwemmung nicht zu sehr gelitten, und lieferten mittlere bis gute Erträge, auch die auf Sommergetreide umgebauten Wintersaaten holten gut auf. Zuckerrüben und Kartoffel ließen für den Herbst auf eine gute Ernte hoffen. Die Getreideernte war durch Regnerisches beeinträchtigt und brachte nur mittlere Erträge.
Wäre nicht seit September 1939 Krieg gewesen, das Bauernjahr hätte mit Säen und Ernten wieder seinen gewohnten Gang gehen können. Waren im ersten Kriegssommer auch noch junge Männer zu Hause auf den Höfen, so waren im Sommer 1941, nach dem Nazideutschland die Sowjetunion überfallen hatte, die meisten Männer an der Front oder in den Kasernen. Die Arbeit auf den Höfen musste jetzt von den Frauen und meist älteren und zum Wehrdienst untauglichen Männern verrichtet werden. Besonders bei den Erntearbeiten und der Feldbestellung im Herbst und Frühjahr fehlen die männlichen Arbeitskräfte. Vor allem die jungen Männer, die im vergangenen Winter bei der Hochwasserkatastrophe auf den elterlichen Höfen und bei Nachbarn geholfen hatten, waren jetzt in Russland und in anderen Ländern, viele von ihnen kehrten nicht mehr in die Heimat zurück.
Ein großer Teil der Bauernarbeit wurde auch von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen verrichtet, denen es auf den Bauernhöfen meist besser ging, als ihren Leidensgenossen in den Industriebetrieben.

Quelle: Josef Geiger


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